Strom und Wärme ohne Konzerne
„Was können wir hier gegen den Klimawandel tun?“ Diese Frage stellte Reiner Priggen, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, vergangene Woche im vollen Saal im Gasthaus Söbbecke.
Antworten hatte er auch parat: „Jeder kann und muss etwas tun. Atomkraft ist keine Lösung“, lautete Priggens klare Absage an diese Alternative zu den Kohlekraftwerken als großen Kohlendioxid Produzenten. Beides gehöre lieber gestern als heute abgeschafft: „Keine Generation hat der Nachwelt bisher eine so große Bürde hinterlassen. Der Atom-Müll muss 1200 Jahre lagern, Stahl wird nach 100 Jahren radioaktiver Bestrahlung bröckelig wie Blätterteig“, spricht Priggen die Endlagerproblematik und die größte Gefahr dabei, den Faktor Mensch, an: „ Vor 1200 Jahren ist bei uns in Aachen noch Karl der Große umhergeritten! Was passiert, wenn Terroristen Atomkraftwerke . . . “
Eine Lösung, die nicht nur gut fürs Klima ist, sondern auch Arbeitskräfte in der Region schaffe, sei die Stromversorgung in die regionale Hand zu nehmen. „60 Milliarden Euro gehen für Öl- und Gas ins Ausland. Das Geld könne man besser im Lande behalten“, schlägt Priggen vor. Windkraftanlagen, Bürgersolarparks und andere dezentrale regenerative Energieprojekte sorgten für kurze Wege, Arbeitsplätze und niedrigere Preise, da so die Macht der großen Stromkonzerne gebrochen werde.
Wie man im Kleinen etwas gegen den Klimawandel tun kann, zeigte Priggen allen Interessierten schon ein paar Stunden vorher im Hause seines Bruders Mario Priggen und dessen Frau Elisabeth an der Merschwiese. Seit April 2000 erzeugen sie auf ihrem nicht optimal ausgerichteten Dach mit 26 Quadratmetern Fotovoltaikzellen mehr Strom, als sie im Haus verbrauchen. Dabei wird nicht auf elektrische Geräte verzichtet, sondern es wird konsequent über Steckerleisten abgeschaltet und, wie etwa beim Toaster, auch mal der Netzstecker gezogen, um den Standby Betrieb zu vermeiden. Im Winter sorgt zusätzlich noch eine CO2-neutrale Pelletheizung für wohlige Wärme. Die Pellets kommen auch aus der Region. Geschirrspüler und Waschmaschine haben einen Warmwasseranschluss und die Priggens tappen auch nicht im Dunkeln, sondern können dank LED Technik sogar nachts ihren Zugang zum Haus beleuchtet lassen. „Das ist einfach ein tolles Gefühl“, schwärmt Mario Priggen, der sein Schlüsselerlebnis in Tschernobyl hatte, über seinen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz.
Bei der Umsetzung hat er ebenfalls konsequent auf regionale Handwerksbetriebe gesetzt, die energietechnisch mit der Zeit gegangen sind und ihm auch Förderanträge abgenommen haben.
Schade sei nur, dass die Wirtschaft so langsam den Umweltschutz als Chance entdeckt.
http://www.ahlener-zeitung.de/lokales/kreis_coesfeld/senden/1116441_Strom_und_Waerme_ohne_Konzerne.html